Donnerstag, Oktober 13, 2016

beschreibungen 1 /131016 hecate und greifenvögel

Über den frühen Straßen Nebel, das Murren der Leute hat aufgehört. Nur vereinzelte graue Gedanken durchschneiden noch das Aerial. Menschen, zeitwärts Wege gehend, Läufte machend, im Ticken ihrer Gangart schon beherrscht. Haben sie die Zeit gefunden, manche wissen es nicht. Sie scheitern. Scheiterhaufen? Nein. Tätige Automaten.
Später. Rauch steigt aus dem Stäbchensarg. Inzidenzien, gekräuselt; Kerzen. Die Ideen steigen, Phönix, aus dem Mythologenbuch. Hecate und Greifenvögel. Sie sitzen im Weltenmeer auf einem gesprungenen Ei und malen Frauenköpfe auf geistige Leinwände. Was bleibt, ist kalter Kaffee. Schütte ihn weg, Siegfried oder der Drache muss sich schämen.
Vormittag. Tabak krümelt. Lappen, Tisch. Fernsehen. Zwei dicke Komiker tanzen vor den Spiegeln, die in mir sind. Gott kommt als Eva und erlaubt eine Folge. Nach Zweien werden die Spiegel unscharf, Rekalibration auf Weiteres. Lautlos geblieben.
Bert Brecht, April 1941. Exil: "Meine beiden Produktionsmittel, die Zigarren und die Kriminalromane, gehen aus und müssen rationalisiert werden." Von meinen ist genug da: Zigaretten, bisschen Alkohol, Fernsehen: Arte. Exilant, literarischer Dissident, bin ich, nur gefühlt, ebenfalls. Ehrenexilant in meiner Wohnhöhle. Gottes Schwert, Wortfinder, alles, was irgendwie nützt. Wozu nützt?
Mittag. Arte Journal: Haiti. Das zu oft zerstörte Land versinkt erneut im kollektiven Schmerzensmeer. Eine fröhlich wehende Fahne steht auf einem Schuttberg. Die im Hurrikan durchgebrochenen Leben kehren trotzdem nie zurück. Die große Sturmschwalbe war Schuld, klagt die Götter an, sie haben euch weh getan!
Mein tägliches Brot: Ich halte Gericht über die Toten und manche der Lebenden. Heute aus aktuellem Anlass Heidegger in den Tartarus geschickt. Als hängenden Lebensfaden, der ewig schreit.
Interludium Twitter: Dario Fo ist tot. Ja, der hat ewig in den Himmeln der theatralischen Komik an seiner Heiterkeit gefeilt. Ein großer Verlust.
 Seit Tagen gewartet: Wer bekommt den Literaturnobelpreis? Manche der Gewaltigen halten sich seit zwölf Uhr nervös an einem Whiskey oder, bei Adonis, einem Raki fest. Das Erratische der Verleihung zaubert immer aufs Neue überraschende literarische Meister hervor ...

.. 12.35 Gewisper und Gemurmel aus Stockholm, hauptsächlich ältere Männer,  klassizistische Fassade, Märcheninsel. Sehnsuchtsort für Literaten. Kameras suchen noch leere Flächen ab ... dann Punkt 13.00, tritt die Magistratin auf und benennt Bob Dylan! Ein Wahnsinn!







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